Vergleich Daniel Spoerri - Niki de Saint Phalle - Damien Hirst |
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Schriftliche Abiturprüfung 2004 | Schriftlich-theoretische Aufgabe |
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GK 13. Jahrgang |
Arbeitszeit: 220 Minuten |
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AUFGABENBOGEN |
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Aufgabe:
Hinweise zur Bearbeitung:
Materialien:
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Große Abbildungen in den oben benannten Quellen |
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Daniel Spoerri, Der Laufstall, 1961. Spoerri fixierte die Gegenstände so, wie er sie vorfand, montierte den Laufstall auf dem versteiften Frottetuch an die Wand und versah das Objekt mit dem Titel „Le Parc de bébé“. (Fundobjekte, Assemblage, 120 x 140 x 55 cm. Sammlung Peruz, Mailand.) | Niki de Saint Phalle, Rosa Geburt 1963-64. Assemblage, 219 x 152 x 40 cm. Moderna Museet Stockholm |
Damien Hirst, Charity (Caritas), 2002, mit Acryl bemalte Bronze, Höhe: 670,60 cm. Zur Zeit in der Athener Ausstellung OUTLOOK Abbildung: • http://www.damienhirst.com/charity (Zugriff 14.12.2015) |
4.) (Unterrichtsbezug der Prüfungsgruppe auf einem Extrablatt!) | |||
5.) Thema der Aufgabe: Vergleich Daniel Spoerri - Niki de Saint Phalle - Damien Hirst | |||
6.) Erwartete Leistungen: |
A/G | NP | WP |
1. Spoerris hölzerner Laufstall wird in seiner Schlichtheit beschrieben, in Brauntönen auch die Bauklötze, Handschuh, Teddy, Püppchen usw. etwas unterbrochen von Klapperkette und wenigen anderen Einzelteilen, die nicht alle zu identifizieren sind. Die Unterlage: ein fahles Frottee-Tuch ist versteift, das ganze Ensemble hängt als dreidimensionale Bild an der Wand. |
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2. Nikis Assemblage aus realen Materialen und Gegenständen und ist absichtsvoll arrangiert und rosa übersprüht. Glatte Plastikteile kontrastieren mit porösen, faserigen Materialien. Der breit angelegte Torso präsentiert sich pendelnd zwischen Frauengestalt und wimmelnden Feld, das aus eher gestaltlosen Massen unterschiedlicher Konsistenz besteht. Die Form ist bevölkert von Figuren aus Flora, Fauna und Zivilisation mit einem insgesamt animalischen Charakter. Bei genauere Betrachtung: Das Frauengesicht ist unausgeformt leblos, im rechten Arm zeigen sich männliche Kasperpuppenköpfe und aus der Scheidenöffnung erscheint eine Puppe. Der rechte Arm unterstützt die Schenkelhaltung dieses Geburtsvorgangs. |
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3. Im Unterschied zu den vorhergehenden Konzeptionen stellt Hirst eine Plastik in traditioneller Bronzegusstechnik vor, jedoch überdimensioniert! Die Figur eines kleinen Mädchens mit dem geschienten Bein (Kinderlähmung?) zeigt Merkmale einer abgestoßenen Spielzeugfigur. Es trägt einen Teddy und eine Sammelschachtel „PLEASE GIVE GENEROUSLY“. Auf dem runden Sockel liegen schwer erkennbar Münzen (?) und eine Krücke oder ist ein Brecheisen? |
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4. Spoerris Laufstall wirkt dokumentarisch als authentische komplexe Spurensicherung. Die Abwesenheit den Kleinkindes irritiert. die Art und Lage der Gegenstände reizen Assoziationen an, provozieren erklärende Geschichten. Eine leere Schachtel, das unförmige Püppchen zwischen den Beinen des ramponierte vergessenen (?) Teddys z. B.. Wie der Nachklang eines Lebensraumes eines herausgenommenen Kindes. Die betonte „Nichtgestaltung“ und die Ausstellungsposition rücken die Elemente auf dem Badetuch verfremdend ins Bewusstsein, zwingen zu erneuten Begreifen. |
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5.Die „rosa Geburt“ ist voller stofflicher Reize und in anteilnehmender Handarbeit konstruiert worden. Ihre Unwirklichkeit kippt um in etwas Bewestes, Dämonisches. Die individuelle Formgebung setzt sich von ähnlichen Techniken des 20. Jahrhunderts ab und erzwingt als verfremdetes Objekt die Zubilligung realer Existenz. Schicksalhafte Verknüpfungen der Autorin mit ihrer „Äußerung“ lassen sich erahnen (vgl. Spinnen, aggressive Raubkatzen, Düsenjäger). Gleichzeitig wird der Leib als Hohlkörper präsentiert. Eine weitere verfremdende Brechung des Frauenbildes. |
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6. Hirts Caritas ist extrem widersprüchlich angelegt. Das unheile, verletzliche, traurige, mitleidheischende (wie Teddy und Sammelkiste gehalten werden) Kindergartenmädchen (?) ist fast 7 Meter groß, täuschend bemalt wie ein Blechspielzeug mit Gebrauchspuren. Hier wird so virtuos mit den angesprochenen Verfremdungen gearbeitet, dass man zum inhaltlichen Zusammenhang der kreatürlichen Gestalt(ung) kaum eine sicheren Standpunkt finden kann. Und es wird schwer, sich wieder zu entziehen. |
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7. Besonders deutlich demonstriert Hirst die Anspruchs-Qualität der Kunst seit dem 20. Jahrhundert, Empfindungs- und Reflexions-Male in die Welt zu setzen. Unterschiedlich stark werden mögliche Anknüpfungspunkte für ein Nachsinnen und für ästhetische Stimmung geboten, vergleicht man die ausgewählten Beispiele. Wie sich der Einzelne mit den Werken in Verbindung sieht, welche Standpunkte er zu den provozierenden Bildern finden kann, ist nicht beliebig, sondern sollte eingehend erläutert und begründet werden können. Dabei sind auch die Unterschiede der Gestaltungsweisen und Konzepte zu würdigen. Die Bildsprache von Niki de Saint Phalle ist in der Form sehr persönlich, dagegen hat sich Spoerri ähnlich einem Fotografen fast nur auf Auswahl, Konservierung und den Akt der Wieder-Gabe beschränkt. |
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A/G | NP | WP |
Summe WP : Summe A/G = |
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Rainer Randig |
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