Malerei: Sinnender Spatenstich
HEINRICH-NORDHOFF-GESAMTSCHULE WOLFSBURG 
   Schriftliches Abitur 2001

Rainer Randig

Fach KUNST

Prüfling:

Datum:            25.04.2001

 

Prüfungsgruppe:

Kurstyp:         LK

Vorschlag: B        

Thema: 2

Arbeitszeit: 300 Minuten  

AUFGABENBOGEN

Kombinierte Aufgabe mit praktischem Schwerpunkt

1.) Aufgabe:
PRAKTISCHER TEIL:
Erarbeite zum Gedicht "Sinnender Spatenstich" von Joachim Ringelnatz (vgl. ANLAGE) eine farbige Gestaltung im Format Din A3.
Übernehme die Grundidee der sprachlichen Gestaltung und entwickle eigenständig eine bildnerische Interpretation, die deinen individuellen Vorstellungen folgt. Beachte in deiner Konzeption, inwieweit der gestalterische Prozess in deinem Bild erkennbar bleiben soll!
Benutze neben Deckfarben auch andere verfügbare Mittel deiner Wahl, die keine Lösungsmittel enthalten.

SCHRIFTLICHER TEIL:
Erläutere den Gesamtausdruck des Gedichts und sein Grundthema.
Fasse die wichtigsten Punkte deines Konzepts für die eigene Bildarbeit zusammen.
Beurteile, inwieweit diese Aufgabe geeignet ist, eine eigenständige Bildarbeit zu entwickeln, in der etwas zum Ausdruck kommt, das mit der realen Welt zu tun hat.
Begründe deine Aussagen und Meinungen nachvollziehbar und anhand konkreter Merkmale des Bildergebnisses.

2.) Hinweise zur Bearbeitung:
- Der Schwerpunkt der Arbeit liegt im praktischen Teil
- Halte dich an eine wohlüberlegte Zeitplanung!

3.) Materialien:
- ANLAGE: Gedicht "Sinnender Spatenstich" von Joachim Ringelnatz,

- erstmals 1933 in "103 Gedichte" veröffentlicht

- Bleistift, Farbstifte, diverse Malfarben, Deckfarben und Papier A3

- Schreibgerät und -papier

Sinnender Spatenstich

Unter der Erde murkst etwas,
unter der Erde auf Erden.
Pitschert, drängelt. - Was will das
Ding oder was wird aus dem Ding,
das doch in sich anfing, einmal werden??

Knolle, Puppe, Keim jeder Art
hält die Erde bewahrt,
um sich vorzubereiten
für neue Zeiten.

Die Erde, die so viel Gestorbenes deckt,
gibt dem Abfall, auch Sonderlingen
Asyl und Ruhe und Schlaf. Und erweckt
sie streng pünktlich zu Zwiebeln, zu Schmetterlingen.
Zu Quellen, zu Kohlen - - -

Unter der Erde murkst ein Ding,
irgendwas oder ein Engerling.
Zappelt es? Tickt es? Erbebt es? -
Aber eines Tages lebt es.
Als turmaufkletternde Ranke,
als Autoöl, als Gedanke - - -

Fäule, Feuchtigkeit oder feiner Humor
bringen immer wieder Leben hervor.

Joachim Ringelnatz
BEURTEILUNGSBOGEN  B 2
4.) Unterrichtsbezug der Prüfungsgruppe auf einem Extrablatt!
5.) Thema der Aufgabe:  Malerei: Sinnender Spatenstich

    6.) Erwartete Leistungen
    A/G:
    Anforderung/Gewichtung  NP: Notenpunkte WP: Wertpunkt

A/G

NP

WP

SCHRIFTLICHER TEIL

 

   

1. Das Gedicht wird in Ausdruck (vielfältig, wimmelig, sich geheim bewegend, verwandelnd …) und Thema (etwa: im Dunkeln keimendes Leben tritt sich verwandelnd an der Oberfläche in Erscheinung - vergänglich und vielfältig, kreatürliche Metapher) zusammenfassend charakterisiert.

  
  
1

   

2.Das verfolgte Konzept wird in seinen Grundzügen übersichtlich beschrieben und anhand konkreter Details begründet.

  
1

   

3. Die beurteilende Reflexion zeigt sowohl das Eingrenzende der Vorgaben (die Assoziationen und Bewusstsein anbinden: so die Wortmalerei des Gedichts, die Metaphern) als auch die neuen Möglichkeiten, die sich aus Assoziationen ergeben, die vom Ablauf der Worte ausgelöst werden. Eine künstlerische Bildarbeit ohne Gedichtvorgabe ist dennoch nicht frei von Vorbildern, nur etwas selbstgesteuerter, unser Gehirn verarbeitet und speichert Bildstrukturen, jedes auf individuelle Weise. Das Ungeordnete des Gedichtinhalts trägt künstlerische Keime, die eine visuelle Gestaltfindung zum Werden und Vergehen, zur eigenen Existenz - evtl. mit konkreten Bezügen - fördern, gerade auch für das Unaussprechliche "zwischen den Zeilen", unterstützt vom experimentellen Gebrauch der Farbmittel, allerdings gleichzeitig bedingt von der eigenen (eigenständigen) kunstgemäßen Haltung.

 



  

2

   

PRAKTISCHER TEIL

 

   

4. Die einzelnen bildnerischen Maßnahmen (Modulationen, Malspuren, mehrschichtiges Aufbauen, Einbindung mischtechnischer Effekte, Andeutungen und Zeichnung von Gegenständen z.B.) entspringen handwerklichem Geschick und Know-how.



1

   
5. Differenzierte Farbwerte und ihr stofflicher Auftrag werden nach den Ausdrucksmöglichkeiten selektiert und passend eingesetzt. Geeignete Formen oder Schemen, die vom Gedicht initiierte Vorstellungen fortführen und sich verselbständigen, zeigen den eigenständig gewollten Bildprozess an, verraten Erfahrung mit künstlerischer Gestaltfindung.


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6. Das erkannte Thema wird zu einer bildgemäßen Komposition umgewandelt, die als übergeordnete Struktur ein wichtiger Ausdrucksträger ist, und sowohl bildsprachliche Fähigkeit als auch den Sinn für die Konzentration von Bedeutungsinhalten nachweist.


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7. Die Gesamtheit der gestalterischen Maßnahmen wird aus einem Vermögen heraus getroffen, mit bildnerischen Mitteln Anreizen, Fragen und Impulsen konzeptionell zu begegnen: die Tätigkeit setzt Spuren, Zeichen, Farbwerte, figürliche Gebilde in eine individuelle, konkrete Bildäußerung um, die einen spannungsreichen, präzisierten Gesamtausdruck erreicht. Das Bildwerk wirkt als ganzheitliche Gestalt eines abgesteckten Themas mit geöffneten Bezügen.

 
-

3

   

A/G

NP

WP

Summe WP : Summe A/G = 
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Unterschrift des Fachlehrers ... (Zusätzlich wird ein GUTACHTEN erstellt )