In der BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG vom 15.09.2003 widmete sich Martin Jasper der Selbstverstümmelung der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Im Kommentar hat er klare Argumente gegen das gewollte "Missing Link" entwickelt.
Das vollständige Zitat:

Kunst braucht Vermittlung

Vorab: Die Debatte um die HBK muss sachlich geführt werden. Auch Präsident Michael Schwarz hat beden-kenswerte Argumente.
    Dennoch sei gefragt, ob sich die Kunst nicht langfristig den Ast absägt, auf dem sie sitzt. Fatal an dem Präsidiums-Beschluss sind vielleicht weniger die unmittelbaren Auswirkungen als das Signal, das von ihm ausgeht. Das Signal: Die Kunst ist ein eschlossenes System, das gar keine Vermittlung zum Normalbürger will. Vermittler sind im Grunde lästig - wie Lehramtsstudenten in Kunstklassen. Die künftigen Lehrer an der HBK haben Teil an der Entstehung von Kunst, an den Debatten darum. Sie tauchen ein in die kreative (Gegen-)Welt. Viele von ihnen bleiben ein Leben lang künstlerisch aktiv. Nur sie können bei einer Bevölkerung, die sich zunehmend abwendet von der undurchschaubaren und verdammt elitären Gegen-wartskunst, Verständnis wecken, Schwellenangst nehmen, Begeisterung schüren.
    Die HBK Braunschweig wird, wenn sie den Lehrern die Tür weist, auf lange Sicht ein Legitimationsproblem bekommen - jedenfalls außerhalb des sich selbst genügenden Fachzirkels. Sie wird die Bindung zu Stadt und Region ver
lieren, sie wird im Bewusstsein der Menschen eine noch geringere Rolle spielen als bisher schon.
    Heutige Kunst ist mehr denn je auf wohlwollende Vermittlung angewiesen. Die Fähigkeit dafür wächst am besten dort, wo die Kunst selber wächst. Verdorrt die Vermittlung, verdorrt irgendwann auch die Kunst.
Martin Jasper

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