Kunst braucht Vermittlung
Vorab: Die Debatte um die HBK muss sachlich geführt werden.
Auch Präsident Michael Schwarz
hat beden-kenswerte Argumente.
Dennoch sei gefragt, ob sich die
Kunst nicht langfristig den Ast absägt, auf dem sie sitzt. Fatal an
dem Präsidiums-Beschluss sind
vielleicht weniger die unmittelbaren Auswirkungen als das Signal,
das von ihm ausgeht. Das Signal:
Die Kunst ist ein eschlossenes
System, das gar keine Vermittlung
zum Normalbürger will. Vermittler
sind im Grunde lästig - wie Lehramtsstudenten in Kunstklassen.
Die künftigen Lehrer an der
HBK haben Teil an der Entstehung von Kunst, an den Debatten
darum. Sie tauchen ein in die kreative (Gegen-)Welt. Viele von ihnen
bleiben ein Leben lang künstlerisch aktiv. Nur sie können bei einer Bevölkerung, die sich zunehmend abwendet von der undurchschaubaren und verdammt elitären
Gegen-wartskunst, Verständnis wecken, Schwellenangst nehmen, Begeisterung schüren.
Die HBK Braunschweig wird,
wenn sie den Lehrern die Tür
weist, auf lange Sicht ein Legitimationsproblem bekommen - jedenfalls außerhalb des sich selbst genügenden Fachzirkels. Sie wird die
Bindung zu Stadt und Region verlieren, sie wird im Bewusstsein der
Menschen eine noch geringere
Rolle spielen als bisher schon.
Heutige Kunst ist mehr denn je
auf wohlwollende Vermittlung angewiesen. Die Fähigkeit dafür
wächst am besten dort, wo die
Kunst selber wächst. Verdorrt die
Vermittlung, verdorrt irgendwann
auch die Kunst.
Martin Jasper
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