KLAUSUR KAUGUMMI
 Rainer Randig · LK 13 · Kursthema LEERE KISTE · Schuljahr 1999/2000
KOMBINIERTE AUFGABE MIT PRAKTISCHEM ANTEIL · 4 Stunden · 06.03.2000  
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Aufgabenstellung
 
 
 

Kaue das ausgegebene Kaugummi kräftig durch, bis du den ersten schriftlichen Arbeitsschritt abgeschlossen hast.

1. SCHRIFTLICHER TEIL:

Lies die Aufgabenstellung und erläutere dann die Zusammenhänge zwischen der Legende von Archimedes in der Badewanne ( Anlage) und dieser Kunst-Klausuraufgabe!

2. PRAKTISCHER TEIL:

Gestalte aus der Streichholzinnenschachtel und der Kaugummimasse ein kleines künstlerisches Objekt, das du in der Folge in ein zweidimensionales Bild umsetzt. Benutze für diese Arbeit Ölkreide und Zeichenpapier mindestens im Format A3!

2. SCHRIFTLICHER TEIL:

Erläutere aus der Rückschau, wie du mit der Bildarbeit umgegangen bist, da doch kein konkretes Thema vorgegeben worden war!

   
 

HINWEISE:

  • Halte die Reihenfolge der vorgegebenen Arbeitsschritte ein.
  • Orientiere Dich an einem sinnvollen Zeitplan!
  • Der Schwerpunkt der Arbeit liegt im praktischen Teil, etwa 2/3 Praxis - 1/3 Text.
  • Begründe und belege Deine Feststellungen und Meinungen gewissenhaft.
  • Reserviere jeweils rechts einen Korrekturrand, kennzeichne jedes Blatt mit Deinem Namen und fortlaufender Seitenzahl!
   
 

MATERIALIEN:

  • Kaugummi und eine leereStreichholzschachtel
  • Ölkreiden und Zeichenpapier A3
  • Anlage: Text „Archimedes in der Badewanne“ [Q: Dietrich Schwanitz: “BILDUNG“, Eichborn Verlag, Frankfurt a. M. 1999, Kapitel » Kreativität «, Seite 473 ff]
  • Schreibgerät und Papier A4
 
  19.02.2018  


 
Anlage Archimedes-Text (Schwanitz)
   
 
 

Die Theorie von Arthur Koestler zur Entwicklung von Einfällen … „lässt sich am besten mit dem von ihm angeführten Beispiel erläutern: Der Tyrann von Syrakus hatte eine goldene Krone geschenkt bekommen. Aber wie alle Tyrannen war er misstrauisch und fürchtete, dass sie mit Silber versetzt sein könnte. Um sicherzugehen, erteilte er dem berühmten Archimedes den Auftrag, zu untersuchen, ob sie wirklich aus purem Gold bestand. Natürlich kannte Archimedes das spezifische Gewicht von Gold und Silber; allein das nützte ihm so lange nichts, wie er nicht das Volumen der Krone kannte, an dem er dann ablesen konnte, ob sie zu wenig wog. Wie aber sollte er bei so einem unregelmäßigen Gegenstand das Volumen messen? Es war unmöglich. Hingegen den Auftrag eines Tyrannen nicht auszuführen, ist immer gefährlich. Wenn er doch die Krone einschmelzen und in einen Maßtiegel gießen könnte! Er tat es immer wieder in Gedanken und stellte sich vor, wie viel von dem Tiegel sie füllen würde. Er war noch mit dem Problem beschäftigt, als er geistesabwesend in seine Badewanne stieg. Da fiel ihm auf, dass sich das Badewasser in dein Maße hob, wie er seinen Körper hineinsenkte. Daraufhin rief er »heureka!« und sprang aus dem Wasser. Er hat­te die Lösung gefunden; man brauchte die Krone nicht einzuschmelzen, das verdrängte Wasser war gleich dem Volumen des Gegenstandes, den man hineinsenkte.

In Archimedes' Kopf hatten sich zwei bisher getrennte Kontexte aufgrund eines gemeinsamen Elements kurzgeschlossen: Archimedes hatte auch vorher gewusst, dass sich der Wasserspiegel in seinem Bad hob, wenn er einstieg, aber das war eine Beobachtung, die mit dem spezifischen Gewicht von Gold und Silber und ähnlichen Problemen nichts zu tun hatte.

 

Doch plötzlich, aufgrund des unangenehmen Auftrages, wurden beide Vorstellungsbereiche blitzartig miteinander verbunden, und der eine lieferte die Problemlösung für den anderen. Koestler nennt das einen »bisoziativen Akt«. Er wird häufig als »Fulguration«, als plötzlicher Geistesblitz erlebt. Es zündet ein Funke, und es fällt ein Groschen. Ein gewaltige Menge von Erfindergeschichten bestätigt diese Beschreibung, und letztlich verdanken sich auch kühne Metaphern und Witze, genauso wie Erfindungen dieser Fähigkeit des Geistes zur Bisoziation.

Das beste Klima für die Entladung bisoziativer Geistesblitze scheint dann zu entstehen, wenn der Ideenfluss richtig in Gang kommt. Die Fähigkeit dazu scheint die wichtigste Komponente der Kreativität zu sein. Hierzu gehört die Begabung, das brodelnde Chaos des eigenen Unterbewussten anzuzapfen.

… Das Unbewusste liefert die wilden Einfälle, das Ich sucht aus. Diese Regression im Dienste des Ichs hat man zur sozialen Technik erhoben, als man auf die Methode des Brainstorming verfiel. Andere Strategien sind die Verkehrung ins Gegenteil, das Zu-Ende-Denken bis zum Umschlag ins Absurde, der Wechsel der Ausgangsposition und vor allein die Suche nach Analogien und Strukturgleichheiten.

Kreativität, Humor und ein Hang zu Analogien und Metaphern sind also strukturell verwandt. Sie alle haben ihre Wurzeln im gleichen bisoziativen Denken. …“

Q: Dietrich Schwanitz: “BILDUNG", Eichborn: Frankfurt a. M. 1999, Kapitel »Kreativität«

  19.02.2018