Chiesa di San Domenico
(bei Arezzo), Crocifisso di Cimabue
(1240-1302) -->
Qelle
u.a.:http://www.smseveri.ar.it/Home%20page%20archivio/
s.domenico/Crocifisso%20del%20Cimabue.jpg
VANGOGHS GEGENWART: DER KÜNSTLER IM BILD
(Katalog Laszlo Glozer: WESTKUNST. Köln 1981)
David Sylvester
Auszüge aus Interviews
mit Francis Bacon
FB: Kennen Sie die große Kreuzigung von
Cimabue? Ich denke immer an sie, als wäre sie eine Metapher -
ein Wurm, der das Kreuz entlang kriecht. Ich versuchte, etwas aus dem
Gefühl
zu machen, das ich manchmal bei jenem Bild dieser Darstellung hatte,
die sich wellenförmig am Kreuz hinunterbewegt.
DS: Und dies ist
natürlich nur eins von einer ganzen Anzahl
bestehender Bilder, die Sie benutzt haben.
FB: Ja, sie erzeugen andere
Bilder in mir. Und natürlich hofft
man immer, sie zu erneuern.
DS: Und sie werden sehr verändert. Aber können Sie allgemein sagen,
inwieweit Sie diese Veränderungen von bestehenden Bildern voraussehen
können, bevor Sie ein Bild beginnen und inwieweit sie im Verlauf des Malens
passieren?
FB: Sie wissen, daß in meinem Fall alle Gemälde
- und je älter ich werde, desto mehr trifft dies zu - zufällig
entstehen. Wenn ich sie auch im Geist vorhersehe, so führe ich
sie doch kaum jemals so aus, wie ich sie vorhersehe. Sie verändern
sich beim Malen. Ich benutze sehr große Pinsel, und bei meiner
Arbeitsweise weiß ich sehr oft nicht, was die Farbe macht, und
sie macht viele Dinge besser, als ich sie hätte machen können.
Ist das ein Zufall? Vielleicht könnte man sagen, daß es
kein Zufall ist, weil es ja zum Auswahlverfahren wird, welchen Teil
dieses Zufalls man auswählt, um ihn zu erhalten.
Man versucht
natürlich die Spontaneität des Zufalls zu
erhalten und trotzdem eine Kontinuität zu wahren.
DS: Sie malen
bekanntlich sehr oft Serien.
FB: Ja. Teilweise deshalb, weil ich jedes
Bild immer in einer Bewegung sehe, man könnte fast sagen, in sich
bewegenden Abfolgen. So, daß man es mehr oder weniger von der
sogenannten normalen Darstellung bis zu einem sehr, sehr weit entfernten
Punkt verfolgen kann.
DS: Malen Sie, wenn Sie eine Serie malen, ein
Bild nach dem anderen oder arbeiten Sie gleichzeitig daran?
FB: Ich
male eins nach dem anderen. Eins beeinflußt das andere.
DS: Und
bleibt eine Serie nach der Fertigstellung eine Serie für
Sie? Das heißt, möchten Sie, daß die Bilder zusammenbleiben
oder ist es Ihnen völlig gleich, ob sie getrennt werden?
FB: Ideal
wäre es, wenn ich Räume voller Bilder malen könnte
mit unterschiedlichen Themen, die aber als Serie verstanden würden.
Ich sehe Räume voller Bilder; sie kommen auf mich zu wie Dias.
Ich kann den ganzen Tag träumen und sehe Räume voller Gemälde.
Aber ob ich sie wirklich so darstelle, wie sie mir in den Sinn kommen,
weiß ich nicht, weil sie natürlich dahinschwinden. Natürlich
hofft man immer, das eine Bild zu malen, das all die anderen zunichte
macht, d. h. alles in einem Bild zu konzentrieren. Aber Tatsache ist,
daß in den Serien ein Bild ständig auf das andere zurückwirkt,
und manchmal sind sie in Serien besser als getrennt, weil ich es leider
noch nie geschafft habe, das eine Bild zu malen, in dem alle anderen
vereinigt sind.