GYMNASIUM IM SCHLOSS WOLFENBÜTTEL  Kornkiste Götte GK13
Rainer Randig - KU 13G2  2003/04/1

2 Std. - 29.10.2003

„Kunstobjekte und ihre mediale Vermittlung“ SCHRIFTLICH-THEORETISCHE KUNSTKLAUSUR
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AUFGABENSTELLUNG:

0. Betrachte die fotografische Wiedergabe des Werkes von Nikolaus Lang „Für die Geschwister Götte“. Erarbeite dir die erläuternden Informatio-nen (Siehe ANLAGE).

1. Versetze dich in die reale Situation einer Ausstellung und erläutere, wie dieses Werk mit allen seinen Teilen aufgebaut worden ist.

2. Erkläre kurz deine eigene Arbeit (Einzelobjekt im Behälter) in ihren wichtigsten Grundzügen. Verdeutliche im Vergleich mit der Arbeit von Lang wesentliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede!
Beachte dabei,
- durch welche Vorgänge und Handlungen die jeweilige Arbeit ihre Gestalt bekommt.
- inwieweit Verfremdungen eine Rolle spielen.
- wie der Betrachter jeweils beteiligt wird, durch bewusstes Denken oder emotional und assoziativ.


3. Wird im Werk „Für die Geschwister Götte“ etwas verdeutlichend zum Ausdruck gebracht, das für andere Menschen interessant sein könnte? (Alternativ: Wie unterscheidet sich das Kunst-Werk „Für die Geschwister Götte“ von einem üblichen Grabmal oder Denkmal ?)

HINWEISE:

- Halte die Reihenfolge der vorgegebenen Arbeitsschritte ein.
- Orientiere Dich an einem sinnvollen Zeitplan!
- In dieser Klausur bleibt keine Zeit für einen Praxisteil.
- Begründe und belege Deine Feststellungen und Meinungen gewissenhaft.
- Reserviere jeweils rechts [à] einen Korrekturrand, kennzeichne jedes Blatt mit Deinem Namen und fortlaufender Seitenzahl!

MATERIALIEN:

- Anlage: Nikolaus Lang „Für die Geschwister Götte“, 1974, Reale Materialien
(Foto aus Schwann: Kunst nach 1945. Seite 83); + verschiedene Textquellen (Quellenangaben dort)
- Schreibgerät und Papier A4

ANLAGE
Nikolaus Lang, „Für die Geschwister Götte“ 1973/74. Kornkiste mit diversen Geräten und Fundstücken

(Foto: Peter Beckmann aus [ku:] drei/02. Genaue Adresse der PDF-Datei mit Bild unbekannt. In der Klausur stand die Abb. aus dem Schwann-Arbeitsbuch zur Verfügung.)

Um 1900 zog die aus der Schweiz stammende Familie Götte mit sieben Kindern nach Südbayern
und erwarb dort einen Einödhof in der Nähe von Bayersoien. Vier der Geschwister errichteten auf
den umliegenden Grundbauernwiesen kleine Hütten, in denen sie abseits jeglicher Zivilisation als
Einsiedler lebten. Noch während seiner Schulzeit lernte Nikolaus Lang die Geschwister Götte persönlich kennen und kehrte viele Jahre später dorthin zurück, um sich mit der Lebensgeschichte der inzwischen Verstorbenen auseinander zu setzen.
Er sammelte, was von den Geschwistern und ihrem kargen Leben übriggeblieben war – Briefe und Zeitungen, Gegenstände für den Haushalt und die Landwirtschaft, Haare und Tierknochen, Erin-nerungsfotos und ein Kruzifix. Katalogisiert wie zu einer wissenschaftlichen Analyse, bewahrte Ni-kolaus Lang all diese Relikte in einer alten Kornkiste vor Zerfall und Vergessen. Für die Präsenta-tion dieser Arbeit im Museum breitet der Künstler den Inhalt der Kornkiste auf dem Boden aus. Albert Schmidbauer in einer Ausstellungsankündigung für 2004

Bei den Geschwister Götte handelt es sich „um die Kinder eines Schweizer Einwanderers, der im Jahre 1900 einen Einödhof bei Bayersoien erwirbt. Die Geschwister des Bauern, von der einge-sessenen Dorfgemeinschaft nicht akzeptiert, bauen sich Hütten auf den abgelegenen Grundbau-erwiesen; sie bleiben unverheiratet und ohne Nachkommen. ... Alle diese Außenseiter sind inzwi-schen gestorben. ...“ Günter Metgen (Schwann, Kunst nach 1945. Seite 82, S. 83 schwarzweiße Abbildung)

Die Götte-Truhe Nikolaus Längs enthält 238 Objekte, die der Künstler auf zwölf Schreibmaschi-nenseiten sorgfältig inventarisiert hat. Auszug: Handgeschmiedete Axt mit zersprungenem Haus, Buchenstiel; handgeschmiedete Beißzange; Faschingszeitung der „Welt am Sonntag“ (1926); An-dachtsbild „Heiliges Herz Jesu, ich vertraue auf Dich“, 300 Tage Ablass; Fragment eines Pros-pekts „Verpflegung auf den Dampfern des Norddeutschen Lloyd nach Ostasien“; Kalender (1900); Kopfkissenbezug (von einer Maus für Nestmaterial zernagt); rechter halbhoher Schuh mit Holz-sohle; Lederschlinge; Stichmesser mit Hirschhorngriff; Bachflohkrebs; Tannenrindenwanne mit mumifizierten Resten eines Hasen; fossile Abdrücke von Palmwedeln. Jürgen Hohmeyer (Michael Klant, Josef Walch. GRUNDKURS KUNST 2. Schroedel 1990, S. 192 farbige Abbildung)