GYMNASIUM IM SCHLOSS WOLFENBÜTTEL  KLAUSUR Reichstag-Findling 13 GK
Rainer Randig - KU 13G2  2003/04/1    1-4 Std.  17.12.2003
KURSZUSAMMENHANG AUFGABENSTELLUNGANLAGE 1ANLAGE 2 ANLAGE 3 ZURÜCK

Kursthema: „Kunstobjekte und ihre mediale Vermittlung“
SCHRIFTLICH-THEORETISCHE KUNSTKLAUSUR (Abiturbedingungen)

AUFGABENSTELLUNG:
Die Arbeit bezieht sich in der Hauptsache auf das Reichstagsprojekt von Christo und Jeanne Claude im Vergleich zu Timm Ulrichs Performance „Findling“.
Ferner soll Meret Oppenheims „Verpacktes Wort“ zur Erläuterung herangezogen werden. Die Abbildung von Man Rays „Das Rätsel ...“ ist als Erinnerung an historische Vorläufer gedacht.

1. Beschreibe nacheinander den künstlerisch gestalteten Reichstag und Timm Ulrichs im geöffneten Findling. Erkläre dabei auch deine individuellen Reaktionen auf beide Werke.

2. Vergleiche beide künstlerischen Projekte im Hinblick auf ihre Entwicklungsgeschichte.

3. Wie stellt sich bei beiden Werken das Verhältnis von äußerer Form und inhaltlichem Kern dar?

4. Welche Zusammenhänge lassen sich deiner Meinung nach zwischen dem Reichstagsprojekt von Christo & Jeanne Claude, der Aktion von Timm Ulrichs, der abgebildeten Arbeit von Meret
Oppenheim sowie dem (bereits bekannten Werk) von Man Ray aufzeigen?

HINWEISE:

- Halte die Reihenfolge der vorgegebenen Arbeitsschritte ein.
- Orientiere Dich an einem sinnvollen Zeitplan!
- Begründe und belege Deine Feststellungen und Meinungen gewissenhaft.
- Greife zur Verdeutlichung deiner Ausführungen auf andere Kunstwerke oder Gegenstände zurück.
- Reserviere jeweils rechts [>] einen Korrekturrand, kennzeichne jedes Blatt mit Deinem Namen und fortlaufender Seitenzahl!

MATERIALIEN:

- Anlage 1: 3 Abbildungen: WRAPPED REICHSTAG, Q: KUNST! Das 20. Jahrhundert. Prestel 1997,
- www.christojeanneclaude.de - Bild des Reichstages, alltägliches Aussehen, Q: Internet
- Anlage 2: Begleittext zum Wrapped Reichstag, Q: KUNST! Das 20. Jahrhundert. Prestel 1997
- Anlage 3: „Timm Ulrichs im Findling“ 1981 (s.u.); Q: Schroedel GRUNDKURS KUNST 2, Seite 82. + Timm Ulrichs/Holeczek, Bernhard.- Braunschweig: Westermann, 1982 (Niedersächsische Künstler der Gegenwart) - Meret Oppenheim: „Wort in giftige Buchstaben eingepackt (wird urchsichtig)“ 1970. Q: Bice Curiger: Meret Oppenheim. Spuren durchstandener Freiheit. ABC Verlag Zürich 1984. - Man Ray “Das Rätsel des Isidor Ducasse“ 1920/1971, Q: Moderne Kunst. Zugänge zu ihrem Verständnis. Klett Leipzig 2001 S.126
- Schreibgerät und Papier A4

Die Abbildungen des Reichstags aus der Luft und des Findlings sind hier verkleinert wiedergegeben
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(Foto: Wolfgang Volz) © 1995 Christo
CHRISTO UND JEANNE CLAUDE: WRAPPED REICHSTAG 1995
(Foto: Wolfgang Volz) © 1995 Christo (Foto: 1977 Randig)
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CHRISTO UND JEANNE CLAUDE:
WRAPPED REICHSTAG, 1971-1995

Q: KUNST! Das 20. Jahrhundert. Prestel 1997

Im August 1971 erreichte die Christos in Colo-rado, wo sie gerade an dem Projekt Valley
Curtain arbeiteten, eine Bildpostkarte von Michael S. Cullen, einem in Berlin lebenden
Amerikaner, die den Reichstag zeigte. Cullen schlug ihnen vor, den Reichstag zu verhüllen. Schon 1972 machte Christo die erste Zeichnung des Reichstags-Projektes, und 1973 wurde in Berlin eigens für das Projekt ein Büro eröffnet. 1976 besuchte der Künstler zum ersten Mal Berlin, besichtigte zusammen mit seinem Freund Wolfgang Volz, dem Projektfotografen, und Michael S. Cullen das Reichstagsgebäude und hielt seine erste Pressekonferenz.
A
ls die Christos das Projekt 1971 in Angriff nahmen, war Deutschland noch geteilt, und die Berliner Mauer trennte Ost und West. Die Probleme, die sich daraus für das Projekt ergaben, waren äußerst vertrackt, da die Genehmigung von allen vier Schutzmächten eingeholt werden musste. Sie reisten hunderte Male nach Deutschland und investierten fern von ihrem Atelier in New York Zeit, Geld und Energie, um mehrere Bundespräsidenten, Bundestagspräsidenten und Abgeordnete zu überreden, ihnen die Erlaubnis zur Realisierung des Projektes zu erteilen.
»Christos Kunst«, so schrieb Albert Eisen 1990, »besteht in der Schaffung schöner, auf Zeit und in großem Maßstab angelegter Objekte für bestimmte Standorte im Freien. Es entspricht dem populistischen Grundzug seines Denkens, dass nach seiner Überzeugung den Menschen eindringliche und denkwürdige Kunsterlebnisse außerhalb des Museums geboten werden sollten.«
W
er den Running Fence in Kalifornien, die Surrounded Islands in Miami, den verhüllten Pont Neuf in Paris, das Projekt Umbrellas in Japan und Kalifornien oder eines der zahl
reichen anderen Christo-Projekte gesehen hat, wird deren spektakuläre Dramatik, magische


Faszination und reine Schönheit nie mehr vergessen können. David Bourdon schreibt 1970: »Mit einfachem Stoff und Schnur hat Christo ein beeindruckendes Bündel von Werken geschnürt und sich eine herausragende Stellung in der Kunst der Jahrhundertmitte gesichert .... Sein bisheriger Werdegang war ungewöhnlich und faszinierend, insbesondere für einen bulgarischen Flüchtling, der binnen weniger Jahre zu einem international gefeierten Künstler avanciert ist.« Prominente Befürworter des Reichstag-Projektes waren Willy Brandt, Richard von Weizsäcker und vor allem die unermüdliche Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, die wie kein anderer das Projekt gefördert hat. Der Schicksalstag für das Projekt war der 25. Februar 1994, als der Bundestag in Bonn, von Christo auf der Besuchergalerie beobachtet, mit 292 Ja- zu 223 Neinstimmen, darunter auch der des Bundeskanzlers Kohl, grünes Licht für das Projekt gab. Es war ein großer Sieg für die Christos nach 23 Jahren harter Arbeit und ungeheuren Anstrengungen und, wie die >New York Times< schrieb, »ein Beweis für die Kraft, die Größe und die Stärke des Projektes«.
D
ie Verhüllung des Reichstages im Juni 1995 war die Krönung all dessen, was die Christos bis dahin in ihrer Kunst erreicht hatten. Einer gigantischen Skulptur gleich wirkte das Gebäude zu jeder Tages- und Nachtzeit majestätisch und erhaben. Fünf Millionen Menschen kamen nach Berlin, um sich dieses Schauspiel anzusehen. Baal-Trshuva, J.




ANMERKUNG:
... die Verhüllung des Reichstagsgebäudes am 24. Juni 1995 [wurde] von einer Mannschaft bestehend aus 90 Gewerbekletterern und 120 Montagearbeitern vollendet. Der Reichstag blieb 14 Tage verhüllt, der Abbau begann am 7. Juli und alle Materialien werden recycled. ...
(Christo: www.christojeanneclaude.de)

Auf der alten Website, die weiterhin besteht, befindet sich neben Presse-Bildern ein Zeitraffer-Video vom Aufbau der Verhüllung (> KULTURBOX).

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Timm Ulrichs. „Der Findling“ 1978/80 / 2.-3. 5. 1981 , Granit, 130 x 170 x 175 cm Stadt Nordhorn. Performance 10 Stunden im geschlossenen Stein: Die linke Steinhälfte wurde vor Publikum mit einem Kran auf Timm Ulrichs im Stein gesenkt. Dieses Foto ist nachträglich entstanden. Die Steinhälften befinden sich in Nordhorn. (Städtische Galerie Nordhorn)
Meret Oppenheim 1970
„Wort in giftige Buchstaben eingepackt (wird durchsichtig)“
Man Ray “Das Rätsel des Isidor Ducasse“ 1920/1971