Arbeitsblatt
ABWEICHUNGEN VON DER NORM HAFTEN BESSER

«Volleyball ist Trendsport» - eine kaum noch wahrgenommene Schlagzeile. Doch was, wenn die Sportlerinnen Nonnen sind? Wie unser Gehirn vom Klischee abweichende Informationen verarbeitet, untersucht Katja Ehrenberg an der Universität Bonn. Sie benutzte dazu die Fotos von zwei jungen Männern: Von Robert, einem bulligen Skin, und Stefan, einem Sozialpädagogen mit Scheitel und offenem Lächeln.

460 Versuchspersonen sahen beide Gesichter auf einem Bildschirm, dazu die Aufzählung verschiedener Charaktereigenschaften. Robert mag keine Ausländer, trennt aber seinen Müll. Stefan ist ein guter Zuhörer, gibt aber Bettlern nie etwas. An diesen Geiz erinnerten sich mehr Testpersonen als daran, dass er gut zuhört. «Dass wir uns vor allem Abweichungen von der Norm merken, ist sinnvoll», erklärt Ehrenberg. «Ohne diesen Filter wäre das Gehirn angesichts der Informationsfülle überfordert.» Es arbeitet nach der Methode: nur Neues merken und mit Bekanntem ergänzen - so wie auch eine DVD funktioniert: Sie speichert nicht jedes Bild eines Films, sondern nur die Veränderungen zum vorigen. Sonst könnte die Scheibe höchstens einen Kurzfilm fassen.

Q: NATIONAL GEOGRAPHIC – JUNI 2002