Arbeitsblatt VERFREMDUNG

LEXIKON DER KUNST:

Verfremdung (Verfremdungseffekt),
bes. seit den 1920er Jahren in Literatur und Theater, Film, Photomontage und bild. Kunst gehandhabte, dialektisch bestimmte, d. h. mit Widersprüchen, Kontrastsetzungen, Irritierung u. ä. operierende, desillusionierende, neuartige und in der bild. Kunst visuell-rhetorische Methode und Technik. Vor allem durch B. Brecht formuliert, ist ihr Ziel die Aktivierung des Betrachters:

«Einen Vorgang oder einen Charakter verfremden heißt zunächst einfach, dem Vorgang oder dem Charakter das Selbstverständliche, Bekannte, Einleuchtende zu nehmen und über ihn Staunen und Neugierde zu erzeugen» (Brecht).

In geschichtl. Untersuchungen verwies Brecht auf Bilder P. Bruegel d. Ä., auf P. Cezanne, aber auch auf die groteske, absurde, spielerische usw. Verfremdung in Dada und Surrealismus (Surreal. Kombinatorik).
Bes. ausgeprägt sind Verfremdungspraktiken überall dort, wo «montagegerechtes Denken» (Eisenstein) herrscht, wo collagiert (Collage), montiert (Materialbild, Montage, Photomontage) und zitiert wird; [...]

In der bild. Kunst gewannen Titel (u. U. Text) eine neue Bedeutung, Bild und Text/Titel konnten sich gegenseitig verfremden. ...

Q: LEXIKON DER KUNST. VEB Seemann Verlag, Leipzig 1978, Nachdruck Westberlin 1983

Nach Wikipedia:

Der Verfremdungseffekt , auch V-Effekt genannt, ist ein literarisches Stilmittel. Er ist eines der Grundprinzipien des Epischen Theaters nach Bertolt Brecht. Eine Handlung wird durch Kommentare oder Lieder so unterbrochen, dass auch die Illusion für den Zuschauer unterbrochen wird. So kann er der Theorie zufolge eine kritische Distanz zum Dargestellten einnehmen.

Der Verfremdungseffekt besteht im Kern darin, dem Betrachter vertraute Dinge in einem neuen Licht erscheinen zu lassen und so die Widersprüche der Realität sichtbar zu machen.

Ein anschauliches Beispiel für eine Verfremdung ist das Herausnehmen eines alltäglichen Vorgangs, welcher anschließend in einen neuen Zusammenhang gebracht wird. So kann der eigentlich in der Küche vertraute Prozess des Kuchenbackens verfremdet werden, wenn der Kuchen beispielsweise in einer Straßenbahn gebacken wird. [Kontextverschiebung]

Brecht charakterisiert die Verfremdung mit den paradoxen Worten

„Zur Kenntlichkeit entstellen“.

Eine schnelle und eindeutige Verständlichkeit, die für den Zuschauer/Betrachter bequem wäre, ist in Brechts Sinn nämlich nicht mit einer künstlerischen Äußerung vereinbar.

Q:
http://de.wikipedia.org/wiki/V-Effekt