Der Originaltext von Peter
A. Althaus erschien
in den „Kunst Nachrichten“ April 1974 (10. Jg., Heft
8). Schwarzweiße
Abbildungen wurden durch farbige ersetzt, andere zum Teil ausgetauscht
oder ergänzt. Der Text ist für den Unterricht stellenweise
von mir geändert und ab Punkt 80 ergänzt worden. R. Randig
Dez. 2004
[Die Textverteilung
entspricht der einer WORD-Tabelle (Verdana 9) bei der Seiteneinrichtung,
die rechts neben der Tabelle abgebildet ist.]
Malerei
Versuch einer didaktischen Anleitung zum
Verständnis der Malerei
des 20. Jahrhunderts auf Grund von Selbsterfahrung. (Drehbuch für
eine Dia-Schau)
1. Kind betrachtet seine Spur im Sand
Einen Antrieb zum künstlerischen Schaffen kann jeder Mensch in sich selber
erleben, und zwar in dem Bedürfnis, sich selber als vorhanden zu manifestieren
- Eindrücke,
Spuren seiner Existenz zu hinterlassen.

2. Kinderzeichnung
Und in einer zweiten Entwicklungsstufe auch Spuren, die auf seine
einmalige, besondere, erkennbare Persönlichkeit hinweisen.
3.
Tagebuch
Ferner kennt jeder das Bedürfnis, Selbsterlebtes,
Erfahrenes, Erdachtes, Erträumtes zu formulieren, um sich damit Ausdruck
zu geben,
4. Brief
und um es anderen mitteilen, erzählen zu
können |

5.
Spiegel (Toulouse-Lautrec)
und um diesen Ausdruck des Selbsterlebten
aus einer Distanz zu sich selber betrachten und werten zu können.
Jeder versucht, sich von sich selber ein Bild zu machen, seine Identität
zu finden,

6.
Kinderzeichnung Familie
um sich dadurch auch über seine
Stellung inmitten der von ihm wahrgenommenen Umwelt Klarheit zu verschaffen; über
sein Verhältnis
zu den ihm bekannten und unbekannten Mitmenschen

7.
Parlament (Bundestag)
sowie zur anonymen Gesellschafts-ordnung, zu
den Sitten, Übereinkünften,
Gesetzen, die sichtbar und unsichtbar unser Leben beeinflussen

8.
Stilleben (röm. Mosaik, 2. Jh.)
und zu den Dingen, die
uns umgeben und die durch die Art und Weise, wie
|
wir mit ihnen umgehen, unser Verhalten weitgehend
bestimmen.

9.
Stadtszene
Unser Bild von uns selber, unsere Identität
entsteht also im Umgang mit Menschen und Dingen unserer Umgebung;
durch diesen Umgang, durch diese Konfrontationen lernen wir unsere
eigenen Grenzen, unser eigenes Verhalten kennen.

10.
Spiegelobjekt von A. Luther
(interaktives Beleuchtungssystem)
Um in dieser Umgebung nicht
nur unbewusst reagieren, sondern bewusst handeln und planen zu können,
müssen wir von dieser Vorstellung
von unserem eigenen Ich ausgehen.

11.
Künstler-Arbeit
(Daniel Richter 1998)
Wer Kunstwerke verstehen und nicht nur
oberflächlich konsumieren
will, muss das von ihnen Dargestellte zu Bildern aus der eigenen Erfahrung
in Beziehung setzen, muss diese als Vergleich heranziehen, denn der Künstler
ist wie wir alle auch «nur» ein Mensch, der um das Begreifen
der ihm zugänglichen
Umwelt und seiner persönlichen Stellung darin ringt und seine
Rolle, seine Aufgabe in ihr verstehen möchte.
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