
76. Environment von Kienholz
Eine Konsequenz dieser Haltung
drückte
sich in der Raumkunst der Jahre um 1960 aus: der Künstler
dachte sich eine bestimmte räumlich und zeitlich fixierte Anfangs-Erlebnissituation
aus, in die der Zuschauer eintreten konnte, dann seinen eigenen Reaktionen,
Empfinden und Gedanken überlassen wurde und gezwungen
war, sich einerseits mit der dargestellten Situation, andererseits
selbstbeobachtend mit seinen eigenen
Reaktionen auseinanderzusetzen.

77. F. E. Walther
Environments boten statische Situationen
an, beim Happening kam auch ein bestimmter inszenierter Handlungsablauf
hinzu. Der Betrachter soll aktiviert werden, er soll das Kunstwerk
nicht passiv und rein von der äußeren Erscheinung her geniessen,
sondern er soll es verstehen und sich daran beteiligen. Die Künstler
versprechen sich davon eine Erneuerung der Rolle oder Funktion der
Bildenden Künste in unserer Gesellschaft, die immer mehr verloren
gehen musste, je mehr sich die Künstler - wie die Mehrzahl der
Menschen - von einst allgemein gültigen Leitbildern, Sitten, Übereinkünften
und Gesetzen abgewandt hatten, jeder von einem ändern Gesichtspunkt
ausging und jeder eigene Ideale anvisierte.
|

78. Tilson
Wie wir hier mit kurzen, immer etwas
einseitigen Andeutungen
zu zeigen versucht haben, bietet die Kunst ein ungemein faszinierendes Anschauungsfeld,
wenn man sich über die Bewusstseinslagen, die herrschenden Vorstellungen,
Denkstrukturen und -tendenzen seiner Zeit klar werden möchte.
Und wer möchte das nicht? Wer seine Zeit einigermaßen wach erlebt,
wer sich umschaut und über das Gesehene nachdenkt, dem
sollte es nicht schwer sein, zu den Aussagen der modernen Kunst Zugang
zu finden. Wichtig ist nicht das Wissen, sondern der Verzicht auf irgendwelche
Vorurteile und der Mut, den Werken spontan, unbefangen gegenüber zustellen
und die Wirkungen auf sich selber zu beobachten. Ob Kunst gut oder
schlecht ist, das bestimmt jeder kritische Betrachter für sich
selber.
79.
Ende
(... nach Peter F. Althaus)
80.
Das „Ende“ war von Peter Althaus sicher nur
auf seine Überschau bezogen! Denn im Jahre 1974 fehlt noch 1/4
des 20. Jahrhunderts, da hört das Kunstmachen ja nicht auf und
einiges tut sich, das auch heute (2004) wichtig ist und zur zeitgenössischen
Kunst zählt. In Bezug auf die Malerei muss deshalb diese Kurzpräsentation
noch erweitert werden. Als Althaus seine „Didaktische Anleitung“ schrieb,
stellte im selben Jahr Sigmar Polke beispielsweise sein Bild „Dr.
Berlin“ fertig:
|

81. Aber
neben der klassischen zweidimensionalen
Bildnerei haben längst andere Kunstformen an Bedeutung gewonnen, wie
die wenigen bereits erwähnten Werke erkennen
lassen, die nicht zur „Tafelmalerei“ zu zählen sind.
Die vielfältige Kunstwelt neben der Malerei könnte nun Thema
einer weiteren Aktualisierung sein ... Schau'n wir 'mal ! - Oder wird's ein Unterrichtsprojekt ?
|