DAS PLÜSCH-PROJEKT
  KUNST-Grundkurs 12G7, 1. Hj. 2005-2006  
03.09.2006
 
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  Das Unterrichtsvorhaben fand in einem 27köpfigen (!) Grundkurs statt. Konzipiert und durchgeführt wurde es von Iris Musolf, Lehramtsstudentin im 6. Semester, während ihres Fachpraktikums im September 2005. Da sich der Arbeitsprozess schnell dynamisch entwickelt hatte, ist der Ansatz Iris Musolfs nach ihrem Praktikumsende vom Fachlehrer weiter geführt worden.

Das gesamte Vorhabenbesteht im wesentlichen aus 7 Arbeitsschritten:

1. Einstieg und Verbindung mit dem Thema
2. Zerlegung realer Symbolfiguren
3. Konstruktion neuer Plüschfiguren
4. Untersuchung des Konzepts von Mike Kelley
    (Ende des Fachpraktikums)
5. Personalisierung der neuen Figuren
6. Neue Plüschfiguren der Wirklichkeit aussetzen
7. Abbildung der neuen Figuren als Federzeichnung

Zum Abschluss ist am Präsentationstag des GiS (17.07.2006) eine Auswahl der Plüschfiguren zusammen mit einer Diashow gezeigt worden.
  1. Nach dem Einstieg, der das Thema Kuscheltiere kenntlich macht und Fragen zu ihrem Gebrauch aufwirft, beginnt zunächst eine spielerische Annäherung in szenischen Rollenspielen. Dann folgt eine etwas kritischere Auseinandersetzung mit den Plüschtieren und ihren Bedeutungsaspekten.
Die Stoffpuppen und -tiere sind vorwiegend von Iris Musolf aus einem Secondhand-Laden beschafft worden. Der Aufforderung, "abgelegte" Stofftiere zur Bearbeitung beizusteuern, wobei die Trennung unwiderruflich gewesen wäre, konnten nur wenige Kursmitglieder nachkommen
.

Persönliche Erfahrungen vom Umgang mit Puppen werden niedergeschrieben, von anderen ungelesen in einem Umschlag verschlossen und zunächst aufbewahrt.

Arbeitsauftrag zum Rollenspiel: Die Schüler sollen Gruppen bilden und in kurzer Zeit eine kleine Szene entwerfen, die dann vor dem gesamten Kurs gespielt wird.

Reflexion: Rollen und Verhalten der stellvertretenden Plüschtiere, Muster und Handlungsklischees, Verhältnis zum menschlichen Akteur, äußerliche Merkmale der "Spielfiguren", Beispiele und Kontexte aus der Erinnerung u. a.

       
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2. Nach kurzer Wiederholung des bisherigen Diskurses wird die Aufgabe erteilt, jeder möge mindestens eine der Stoffpuppen mit Schere und Cutter in ihre Bestandteile zerlegen.
 
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  Die bisher oft nicht reflektierten Vorstellungen von Kindheitsfiguren rücken nach erster Irritation merkbar in das bewusste Interesse der Kursteilnehmer.   Nach Auflösung der Formen bleiben allerdings unsichere Fragen, die Spannung erzeugen, wie sich denn der Umgang mit den erhaltenen Teilen und Materialien gestalten könnte.
       
  3. Die Formentstehung der neuen Plüschfiguren hängt in bestimmter Weise davon ab, wie das zerlegte Material verteilt werden kann.
Diese Frage hat Iris Musolf einfach wie wirkungsvoll gelöst: Aus einem großen Sack greift jeder Teilnehmer blind eine Hand voll Stoffteile. Erst danach dürfen aus dem Rest noch ein paar zusätzliche Teile ausgesucht werden.
Die neuen Stoffplastiken werden später wieder mit dem Füllmaterial der zerlegten Puppen ausgestopft.
Ausgerüstet mit Nähzeug haben alle "sofort begonnen .. zu nähen, ohne Fragen zu stellen." Auch die Jungen "haben die Herausforderung ohne Widerstand in Angriff genommen. Mich hat erstaunt, dass fast ausnahmslos genäht worden ist." (Musolf)
Während die Schüler neue Puppenwesen kreieren, bekommen sie die eigenen Erinnerungstexte (1. Arbeitsschritt) im verschlossenen Umschlag zurück, die sie als "eine Art Herzstück oder Seele" in die Plastik einarbeiten.
 

In einer gemeinsamen Diskussion der Gestaltungsarbeit ist der Gesichtspunkt wichtig, inwieweit die durch die Materialverteilung "arrangierte" Verfremdung zu neuen Figuren führt oder ob von den Schülern konzeptionell bzw. bewusst übliche Muster umgangen worden sind. Außerdem werden wiederholt die sinnlichen Qualitäten der plastischen Bildnerei ins Gedächtnis gerufen.

Zum Abschluss dieser Phase soll für die Stoffplastik "unter Berücksichtigung des gestalterischen Prozesses" ein Titel gefunden werden, der als Schild an der Figur befestigt wird.
Wenn die neue Plüschplastik fertiggestellt worden ist, sind die Schüler aufgefordert, sie aus verschiedenen Perspektiven zu skizzieren.

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  4. Die plastischen Figuren werden ausgelegt, gemeinsam betrachtet und Erfahrungen vom Herstellungsprozess ausgetauscht.

Anschließend wird eine Arbeit von Mike Kelley betrachtet. Die bearbeitete Thematik wird somit differenziert, vertieft und klarer. Zur weiteren Untersuchung seines Konzepts bilden die Lernenden Arbeitsgruppen. Ihre Aufgabe besteht darin, wesentliche Aspekte der Position Kelleys aus einem Interview-Teil herauszuarbeiten und das Ergebnis mit Hilfe einer Mindmap vorzustellen.
 

Die Reflexion bindet abschließend die eigenen Arbeiten wieder ein, indem die jeweiligen Vorgehensweisen verglichen werden. Darüberhinaus werden besonders die Strukturmerkmale der Verfahren als exemplarisch für aktuelle Kunst verdeutlicht.
Dann statten die Kursteilnehmer ihre Plüschfiguren (vorausweisend) mit Aufhängern aus Nylonschnur aus.

minipfeil_rechts Nach diesem Unterrichtsschritt endet das Fachpraktikum von Iris Musolf. Diese Ausführungen stützen sich teilweise auf ihre Hausarbeit.

 
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  09.10.2015 neu arrangiert