Anhang 1
Verbindungen von Mathematik und Kunst Die Kunst bedient sich der Mathematik
schon seit frühen Kulturen in verschiedenen Bereichen wie z.B. der Per-spektive,
des Maßverhältnisses des Goldenen Schnitts, der Spiegelung oder Drehung
oder der ebenen und räumli-chen Grundformen in Symbolen und in der Architektur
Arithmetische Rechenfertigkeiten sind dabei nicht erfor-derlich sondern
es handelt sich hier um reine geometrische Konstruktionen. Gemeinsam
ist diesen mathematischen Inhalten die Fähigkeit, die optischen Erscheinungen
eines Bildes zu ordnen. Es erhält einen "Rahmen", ei-nen prozesshaften,
nachvollziehbaren Ablauf. Spontane, unregelmäßige oder zufällige Malgesten
und Farbkombi-nationen können in der Kombination mit mathematischen
Regeln so vom Auge, bzw Gehirn erfasst und geordnet wahrgenommen werden.
Komplexität wird überschaubar. Man könnte von folgender These ausgehen:
Die Mathematik ist ein Konstrukt des menschlicher Denkens, wäh-rend
sich die Kunst lange Zeit vorwiegend mit den sichtbaren Dingen der Welt
auseinandergesetzt hat. Mit dem "Weißen Quadrat auf weißem Grund" (1915)
von Kasimir Malewitsch war es ein gewagter und neuer Sprung vom naturalistischen
oder abstrakten Abbild zum Quadrat als reines Produkt des menschlichen
Denkens. Heute werden wie selbstverständlich Elemente der Geometrie
in der Malerei und Plastik verwendet, um ästhetische, farb- oder erkenntnistheoretische
Anliegen umzusetzen. Immer wieder setzen sich einzelne Künstler intensiv
mit mathematischen Problemen auseinander und versuchen diese in sinnlich
wahrnehmbare ästhetische Objekte zu verwandeln (z.B. Georges Vantongerloo,
der sich mit der Darstellung von Funktionskurven befasste. - Siehe:
Magie der Zahl, S. 326). So werden mathematische Regeln angewendet oder
auf künstlerischem Wege neu erforscht oder interpretiert, wobei die
Kategorien "wahr" und "falsch" keine Rolle spielen. Hier liegt vielleicht
auch der große Vorteil der Kombination von mathematischer und künstlerischer
Herange-hensweise. Durch die Anwendung mathematischen Denkens, mathematischer
Regeln und Methoden können Gedanken in der Kunst bildnerisch präzisiert
werden. Auf der anderen Seite bedient sich die Mathematik ästheti-sche
Darstellungsweisen zur Verdeutlichung ihrer Inhalte. Es entsteht ein
Kreislauf, deren Inhalte Objekt, Bild und Abstraktion sich gegenseitig
bedingen. Durch das Gehen kreativer, womöglich irrationaler Lösungswege
kann es zu neuen, weiterführenden Entdeckungen kommen. Bei der vorangegangenen
Diskussion hat die Dimension des Gefühls und der Intuition keine Rolle
gespielt. Sie werden in diesem Kurs auf der Metaebene später behandelt
werden müssen und einen eigenen Schwerpunkt bilden.
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