Mathe-Kunst-Kurs | 13. Jahrgang | 2000/2001 | Martens, Sechtig & Randig
 
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Bettina Martens © STUNDENENTWURF 12.10.2000 -2-

Studienseminar Wolfsburg für das Lehramt am Gymnasium Braunschweig, den 12.10.2000
Entwurf für den zweiten besonderen Unterrichtsbesuch im Fach Mathematik

ANHANG 1 + 2

Anhang 1
Verbindungen von Mathematik und Kunst Die Kunst bedient sich der Mathematik schon seit frühen Kulturen in verschiedenen Bereichen wie z.B. der Per-spektive, des Maßverhältnisses des Goldenen Schnitts, der Spiegelung oder Drehung oder der ebenen und räumli-chen Grundformen in Symbolen und in der Architektur Arithmetische Rechenfertigkeiten sind dabei nicht erfor-derlich sondern es handelt sich hier um reine geometrische Konstruktionen. Gemeinsam ist diesen mathematischen Inhalten die Fähigkeit, die optischen Erscheinungen eines Bildes zu ordnen. Es erhält einen "Rahmen", ei-nen prozesshaften, nachvollziehbaren Ablauf. Spontane, unregelmäßige oder zufällige Malgesten und Farbkombi-nationen können in der Kombination mit mathematischen Regeln so vom Auge, bzw Gehirn erfasst und geordnet wahrgenommen werden. Komplexität wird überschaubar. Man könnte von folgender These ausgehen: Die Mathematik ist ein Konstrukt des menschlicher Denkens, wäh-rend sich die Kunst lange Zeit vorwiegend mit den sichtbaren Dingen der Welt auseinandergesetzt hat. Mit dem "Weißen Quadrat auf weißem Grund" (1915) von Kasimir Malewitsch war es ein gewagter und neuer Sprung vom naturalistischen oder abstrakten Abbild zum Quadrat als reines Produkt des menschlichen Denkens. Heute werden wie selbstverständlich Elemente der Geometrie in der Malerei und Plastik verwendet, um ästhetische, farb- oder erkenntnistheoretische Anliegen umzusetzen. Immer wieder setzen sich einzelne Künstler intensiv mit mathematischen Problemen auseinander und versuchen diese in sinnlich wahrnehmbare ästhetische Objekte zu verwandeln (z.B. Georges Vantongerloo, der sich mit der Darstellung von Funktionskurven befasste. - Siehe: Magie der Zahl, S. 326). So werden mathematische Regeln angewendet oder auf künstlerischem Wege neu erforscht oder interpretiert, wobei die Kategorien "wahr" und "falsch" keine Rolle spielen. Hier liegt vielleicht auch der große Vorteil der Kombination von mathematischer und künstlerischer Herange-hensweise. Durch die Anwendung mathematischen Denkens, mathematischer Regeln und Methoden können Gedanken in der Kunst bildnerisch präzisiert werden. Auf der anderen Seite bedient sich die Mathematik ästheti-sche Darstellungsweisen zur Verdeutlichung ihrer Inhalte. Es entsteht ein Kreislauf, deren Inhalte Objekt, Bild und Abstraktion sich gegenseitig bedingen. Durch das Gehen kreativer, womöglich irrationaler Lösungswege kann es zu neuen, weiterführenden Entdeckungen kommen. Bei der vorangegangenen Diskussion hat die Dimension des Gefühls und der Intuition keine Rolle gespielt. Sie werden in diesem Kurs auf der Metaebene später behandelt werden müssen und einen eigenen Schwerpunkt bilden.

 

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