zurueck
PROTOKOLL Seite 3  
 
HEINRICH-NORDHOFF-GESAMTSCHULE WOLFSBURG  KURSPROTOKOLL
MATHE+KUNST 13. Jahrgang GK 2001-02-1
7. - 9. Stunde, Raum C 710
Birger Sechtig & Rainer Randig 
16.10.2001
 

Bild+Erläuterungen von Yasmin Schieweck

Nach reichlichen Überlegungen plante ich, einen Baum, dessen Krone vom Wind zu einer Seite gedrückt wird, für die Aufgabe zu zeichnen. Das Paradoxe sollte die Umgebung, die nicht vom Wind bewegt wird, widerspiegeln.
Doch während des Zeichnens entstand in mir der Gedanke, dass die Bewegung eigentlich schon stattgefunden hatte und die sich neigende Baumkrone nur das Resultat der Bewegung ist.
Letztendlich wählte ich doch ein anderes Motiv,

ich entschied mich ein Seil zu zeichnen, welches straff in vertikaler Ebene gestreckt ist. Da ein Seil im ruhenden Zustand schlaff herunter hängt und nur straff ist, wenn es festgehalten und gedreht wird, ist mein Bild auf einer paradoxen Grundlage entstanden. Hier sieht man weder eine
Person, die es festhält, noch die Bewegung, die das Seil macht, um diesen straffen Zustand zu erreichen. Das Bild zeigt einen Zeitpunkt indem es keine Bewegung gibt - aber doch muss sie da sein, oder?
In der Umgebung tauchen einfache Landschaftselemente auf, z.B. ein Feld, das Ruhe und Ordnung ausstrahlt und man nicht von anderen Gegenständen abgelenkt wird. Somit kann der Betrachter seine Aufmerksamkeit voll und ganz dem Seil widmen und sich Gedanken machen, ob es der Realität entspricht oder doch eher nur ein "Schein" ist.

Wie sind die anderen Bilder entstanden?
(Hier wird nur ein weiteres Beispiel gezeigt, weil die anderen Bilder leider nicht angemessen reproduziert werden konnten. )

Die Schüler sind auf unterschiedliche Art und Weise an die Aufgabe herangegangen. Manche wussten sofort, wie sie ihr Bild gestalten werden, andere wiederum sammelten erst viele Ideen und wählten dann die ihnen am besten gefallende Idee aus.

Hier ein paar Stichworte einer Schülerin darüber, wie sie an diese Aufgabenstellung
herangegangen ist:

  • Zu Anfang habe ich aufgeschrieben, was mir zu dem Thema einfällt
  • Danach notierte ich, was ich dazu malen könnte
  • Mir gefiel davon der Wasserfall am besten
  • Habe einige Bilder von Wasserfällen gemacht, um auszuprobieren, wie und
    mit welchen Material es mir am besten gelingt
  • Irgendwie ist kein Bild entstanden, das mich begeistert hat, deshalb verwarf ich diese Idee
  • Ich habe meine Schränke durchwühlt, dabei ist mir ein gerissener Super-8-Film in die Hände gefallen
  • Daraufhin suchte ich Ausschnitte heraus, auf denen man "Bewegung" erkennen
    kann
  • Auf ein DINA3 Blatt malte ich Filmstreifen und schnitt dünne Streifen heraus, um dahinter die realen Filmausschnitte zu kleben


Tina Barthel, o.T.
Durchleuchteter Bildausschnitt: Rollover!

 

 

 


 

 


Diese Ausführungen waren Bestandteil der
Besprechung aller praktischen Arbeiten
Schwerpunkte: Formale und inhaltliche Qualitäten (Bedeutungsansätze) sowie Alternativen.

In den nächsten Stunden soll das Thema ZEIT noch weiter untersucht werden.

 
23.10.2001

(S. nimmt an einer Fortbildungsveranstaltung teil)

Zum Thema Zeit - Mensch - Bildermachen - Kunst werden jeweils ein Ausschnitt aus dem Film "An jedem verdammten Sonntag" (die letzten Minuten eines existentiell wichtigen Footballspiels) und aus Kurosawas "Träume " eingebracht.

 
30.10.2001

(S. nimmt an einem Symposion teil, R. krank)

 
06.11.2001

Birger Sechtig:

  • Entropie der Zeit
    Vermischungsprozess als Nachweis der Gerichtetheit der Zeit (Simulationsspiel mit zwei gleich Mengen verschieden gefärbter Steine)
  • Zeit-Matrix
    nach A. M. Klaus Müller
Entropiemodell
Protokoll: Tina Barthel:
Ist Zeit unumkehrbar?
Im ersten Teil unserer Unterrichtsstunde behandelten wir die Frage:
Gibt es eine physikalische Tatsache, die den Zeitpfeil unumkehrbar macht?

Diese Frage versuchten wir anhand eines Spieles zu beantworten. Bei diesem Spiel hatten wir zwei Tassen mit jeweils 30 roten und blauen Spielsteinen. Zu Beginn des Spiels sind in Tasse 1 nur rote und in Tasse 2 nur blaue Steine vorhanden. Nun begann eine Schülerin wahllos einen Stein aus Tasse 1 zu ziehen und diesen in Tasse 2 zu legen. Daraufhin zog sie aus Tasse 2 einen Spielstein und legte ihn in Tasse 1. Dieser Vorgang ist ein Spielzug. Nach jedem Zug ist es Voraussetzung, dass die Steine durchmischt werden, damit die Wahrscheinlichkeit gezogen zu werden für alle Steine gleich ist. Die Schülerin hat diesen Vorgang 24 mal wiederholt. Daraufhin befanden sich in Tasse 1 21 rote und 9 blaue Steine. In Tasse 2 befanden sich 21 blaue und 9 rote. Nun wollten wir durch Wahrscheinlichkeitsrechnung ausrechnen, wie groß die Wahrscheinlichkeiten für die drei folgenden Möglichkeiten sind. Die erste Möglichkeit wäre, dass man einen blauen aus Tasse 1 zieht und wiederum einen blauen Stein aus Tasse 2 zieht. Somit hätte ich immer noch jeweils 21 und 9 Steine auf jeder Seite. Die zweite Möglichkeit wäre, dass man einen blauen aus Tasse 1 zieht und einen roten aus Tasse 2. Somit hätte man auf jeder Seite jeweils 22 und 8 Steine. Die letzte Möglichkeit wäre, dass man einen roten aus Tasse 1 zieht und einen blauen aus Tasse 2. Somit hätte man auf jeder Seite jeweils 20 und 10 Spielsteine. Für jede Möglichkeit haben wir die Wahrscheinlichkeit mit dieser Formel ausgerechnet:

(W (10) = Die Wahrscheinlichkeit für 10 rote/blaue Steine nach dem nächsten Zug) Ich habe hier nur die Wahrscheinlichkeiten für acht und zehn Spielsteine aufgeführt, da uns die Wahrscheinlichkeit für neun Spielsteine in unserem Beispiel nicht weiterbringen würde, weil sich nichts ändern würde.
Die 21 stammt von den 21 Steinen, die sich vor dem Spielzug in der Tasse befinden. Von diesen 21 Steinen müsste einer gezogen werden, damit ich in der anderen Tasse 10 Spielsteine habe. Aus der anderen Tasse müsste dann ein andersfarbiger gezogen werden. Die 21 im Zähler wird deshalb mal 21 genommen, da es 21 gleichfarbige Steine gibt und ich somit 21mal die Möglichkeit habe einen Stein mit dieser Farbe zu ziehen. Da ich von jeder Farbe 30 Spielsteine habe, steht die 30 im Nenner. auch diese wird mal 30 genommen, da ich von jeder Farbe 30 Steine habe.
Da die Wahrscheinlichkeit für die höhere Durchmischung bei Ungleichheit der Anzahl höher ist, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Natur das Bestreben zu einer maximalen Durchmischung (Entropie) hat. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung basiert auf der Faktizität (Vergangenheit) und der Potentialität (Zukunft). Sie kann nur die Chancen für die Zukunft ausrechnen. Für die Wahrschein-lichkeitsrechnung ist somit eine Zeitstruktur (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) vorausgesetzt, die am Ende der Analyse auch wieder herauskommt.
Jedenfalls ist es nun als notwendig anzusehen, dass bekannt ist, dass bei bloßer Verwendung des Zeitbegriffs ohne Berücksichtigung des Unterschieds von der bereits erfolgten und somit festgelegten Vergangenheit und der noch nicht bestimmten, möglichen Zukunft, die noch verschiedene Stadien annehmen kann, ein Fehler in der Berechnung der Wahrscheinlichkeit auftritt. Es kann somit das falsche Ergebnis entstehen, dass die Entropie in der Vergangenheit abgenommen hat.
Wichtig ist allerdings, dass die bloße Betrachtung der Vergangenheit als vergangene Zukunft ausreicht, um zu folgern, dass die Entropie in der Vergangenheit zugenommen hat; wir also somit ein korrektes Ergebnis erhalten.
Es ist nun zu zeigen, dass, wenn der zweite Hauptsatz als allgemeines Gesetz gilt, auch die Zeit in der Tat die von uns geschilderte Struktur haben muss.
Diese Überlegung kann möglicherweise auch zur Erläuterung der bisher hergestellten Bezüge benutzt werden. Laut v. Weizsäcker sind nämlich gerade Physiker, die sich häufig mit diesem Satz beschäftigen geneigt, die hier geschilderte Zeitstruktur als nicht sehr wichtig anzusehen. Dies führt dazu, dass nach einem Grund für die Betrachtung der Zeit in dieser Form gesucht wird, da eine Zeitstruktur unbedingt nötig ist.
Nun stellt sich die Frage, ob nicht ein Teufelskreis entsteht, der zu nichts führt, denn der 2. Thermodynamische Hauptsatz begründet die Zeitstruktur, die Zeitstruktur aber auch den Thermodynamischen Hauptsatz. Diese Argumentation ist zwar korrekt, denn es besteht tatsächlich ein in sich geschlossener Kreis, aber dies ist sicherlich kein Teufelskreis, denn die Tatsache, dass wir eine Zeitstruktur haben, ist eine notwendige Voraussetzung und eine hinreichende Bedingung zur Begründung des Hauptsatzes. Genauer gesagt soll dies aussagen, dass, wenn wir den Hauptsatz begründet haben, zwingenderweise bzw. notwendigerweise auch eine Zeitstruktur vorhanden sein muss. In Gegensatz dazu muss aber der Hauptsatz nicht gelten, wenn uns nur irgendeine Zeit-struktur bekannt ist, denn der Hauptsatz basiert auf einer ganz bestimmten, nämlich der uns bekannten Zeitstruktur. Das heißt konkret, dass uns der Hauptsatz die zu ihm passende Zeitstruktur liefert, aber die Zeitstruktur noch lange keinen Thermodynamischen Hauptsatz definieren muss, aber die unsere tut dies schon.

Zeitmatrix
Als Folge von Teil eins kamen wir darauf zu sprechen, dass jeder Gegenstand drei Zeitaspekte besitzt. Den Vergangenheitsaspekt, den Gegenwartsaspekt, und den Zukunftsaspekt. Dazu hatten wir dieses Beispiel: Ein Tisch war früher ein Baum (Vergangenheitsaspekt), zur jetzigen Zeit ist er ein Tisch (Gegenwartsaspekt) und später wird er im Müll enden (Zukunftsaspekt).
Diese drei Aspekte kann man aber auch auf nichtmaterielle Dinge beziehen. Somit auch auf die drei Zeitaspekte selbst. Die Vergangenheit, wie auch die Gegenwart und die Zukunft haben also jeweils einen Vergangenheits-, einen Gegenwarts-, und einen Zukunftsaspekt. Um die jeweiligen Bedeutungen zu klären, sahen wir uns eine Zeitmatrix an:

VV
VG
VZ
GV
GG
GZ
ZV
ZG
ZZ


Matrix der zweistelligen Zeitmodiverschränkungen


VG, GG, ZG
Die senkrechte, mittlere Spalte ist die künstlerische Ebene. Zum Beispiel in einem Musikstück. Man sitzt in einem Konzert und das Musikstück im ganzen findet in der Gegenwart statt. Ein Pianist spielt einen Ton. Dieser Ton war, bevor er gespielt wurde Zukunft(ZG), in dem Moment, in dem er gespielt wird ist er Gegenwart(GG) und kurz danach ist er Vergangenheit(VG). Aber das ganze Musikstück findet, wie gesagt, in der Gegenwart statt.


GV, GG, GZ
Die waagerechte, mittlere Zeile ist die naturgesetzliche Ebene. Die Naturgesetze waren in der Vergangenheit(GV) gültig, sind in der Gegenwart(GG) gültig und werden in der Zukunft (GZ) gültig sein(wovon wir ausgehen). Die gegenwärtige Vergangenheit und die gegenwärtige Gegenwart sind uns zugänglich. Die gegenwärtige Zukunft allerdings bleibt uns unzugänglich, da wir nicht wissen, was in der Zukunft passieren wird, aber wir gehen deshalb davon aus, dass die Naturgesetze so bleiben, weil es sie schon seit Jahrhunderten gibt und sie sich wohl nicht so einfach ändern werden.

VV und ZZ
Die Vergangenheit der Vergangenheit und die Zukunft der Zukunft bleiben uns verborgen, sie sind auf der Ebene des Geheimnisvollen. Die Vergangenheit der Vergangenheit stellt die Dinge dar, zu denen wir keinen Bezug mehr haben und zu denen wir auch keinen Bezug mehr herstellen können, da es dies nicht mehr gibt. Die Zukunft der Zukunft stellt die Dinge dar, zu denen wir noch keinen Bezug haben.

ZV
Die Zukunft der Vergangenheit ist die geschichtliche Ebene. Es sind Erfahrungen die bis in die Zukunft reichen. Zum Beispiel weiß man, dass Krieg schwere Folgen hat bzw. haben kann und man ihn aufgrund dieser Erfahrung versucht zu vermeiden.

VZ
Die Vergangenheit der Zukunft liegt auf der mythologischen Ebene. Zum Beispiel der Glaube an das Leben nach dem Tod. Verschiedene Menschen glauben aufgrund ihrer Religion und wie sie aufgewachsen sind an andere Dinge als andere Menschen.

Jeder dieser Zeitaspekte hat aber wiederum jeweils drei Zeitaspekte, somit würde eine Zeitmatrix dritter Ordnung entstehen. VVV, VVG,VVZ,... Dies kann endlos so weitergeführt werden, da jeder dieser Zeitaspekte dritter Ordnung auch wiederum jeweils drei Zeitaspekte besitzen.

Grundlage des philosophischen Gesprächs war:
A. M. Klaus Müller: Das unbekannte Land. Konflikt-Fall Natur. Stuttgart 1987.
Das Zitat Seite 210ff: Zeit als Verschränkung ihrer Modi
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