Gespräche  in der ständigen Sammlung  des  Kunstmuseums Wolfsburg
     
 
 

 

 

 

 

4.) Das individuelle Ergebnis in Form von Empfindungen und Erkenntnissen bleibt eher mehr als weniger offen. Je verbindlicher man sich mit dem "Vulkan in Ruhe" auseinandersetzt, desto überzeugender wird diese Aussage. > *5 unten

Während Fragen "Wieviele Bilder sind hier insgesamt angehäuft?", "Wie groß ist die Gesamtfläche der Bilder?", Wie könnte das 16. Bild von oben gezählt bemalt sein?", "Was bleibt, wenn man den Haufen abbaut, was ist sein Kern?" das Spannungsverhältnis zwischen grübelndem Davorsteher und dem Kunstberg weiter verstärken und gleichzeitig ein paar Eigenarten des Werkes verdeutlichen, könnten Gedanken zum Prozesshaften im Werk einen vermittelnden, weil sinngebenden Ausblick liefern: Schichten, Verdrängen, Mahnen, Erfahren haben, Aufarbeiten .......... Zur Vielfalt der Bezüge fällt mir der Bilderatlas von Gerhard Richter ein, daraus könnte sich eine wandfüllende Bilderstruktur entwickeln, die Kiefer's Werk und die werkerstellenden Schüler (wie beider Betrachter) verknüpft.

Man stelle sich vor, nicht den Schäfer am einsamen Eichbaum von Caspar David Friedrich zu beobachten, sondern in die Krone des vielleicht 200jährigen Baumes geklettert zu sein! Kein distanzierter Anblick der typischen Baumgestalt mehr, sondern sinnlich vielfaches Eintauchen in eine raumgreifende Wesensstruktur.

  Und dort das Passfoto des "einsamen Baumes" zum Vergleich aus der Tasche ziehen:
 

 

*5

 

Q: Prospekt Sammelmappe Meisterwerke, Klasse 5-10. Neckar Verlag Villingen-Schwenningen

Allerdings verführt die Bildersammlung aus der Kulturgeschichte dazu, Kiefers 20jährige Einsamkeit einer abgesicherten Klassifizierung einzuverleiben, anstatt seine künstlerische Wirksamkeit als erfahrbar zu vermitteln und auf eigener Ebene weiterzuführen!

 
 
Im Katalog des Museums auf Seite 259 wird auf diese beiden Bilder verwiesen:
 

Q. oben: M. Klant: Bildende Kunst 3. Mat. f. Sek. I. Schroedel Hannover 1995 - unten: Helge Mundt, Kunstmuseum Wolfsburg

 

 

 

       
  Dennoch offenbaren Vergleiche durchaus etwas Unsagbares in künstlerischer Ausdrucksform, wenn auch jeweils anders vermitteln. Mir fallen selbst noch Courbets Steineklopfer ein, aber auch Spoerri und das Erdtelefon von Beuys, dem folgt dann das Grasstück von Dürer?
Da meine Assoziationskette durchsichtig wird, zeigt sich meine Entfernung vom Kieferwerk. Wenn ich
  jetzt noch auf ein traditionell gemaltes japanisches Bild einer alten Kiefer verweise, hat sich die ursprüngliche Arbeit verschoben - auf etwas, das zwischen andersartigen Bildern besteht.Die eigentliche Spannung ist jedoch zwischen meinem 'Ich' und Kiefers Werk angelegt.
(Die Notizen zum 1.Treffen sind näher dran.)
 
 
 
START | Seite 1 | Seite 2 | Seite 3 | Kiefer-Abbildung | Kiefer-Interview | WEITER  
12.10.2015