ARBEIT IM MUSEUM | |||||
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"Außerschulischer Lernort" ist das Stichwort, das hier greift. Die direkte Konfrontation mit Kunstwerken, also mit den Produkten, die 'künstlerischer Natur' sind, worum es ja wohl im Kunstunterricht gehen sollte, sind durch nichts zu ersetzen. Darüber herrscht sicher Einigkeit. - Deshalb sollte jede Gelegenheit genutzt werden, aus dem regelmäßig frequentierten Fachraum in der Schule hinaus zu gehen, um die Begegnung mit ausgestellten Werken zu suchen. Führungen von Vermittlern des jeweiligen Museums sind gut und sinnvoll, selbststrukturierte Konzepte und zeitlich längere Lernarbeit unter Leitung der Fachlehrkraft wirken unstrittig intensiver. Der vertraute Umgang innerhalb der Lerngruppe, die Verbindung zum unterrichtlichen Zusammenhang und die Vor- und Nachbereitung der außerschulischen Lernarbeit sind Qualitäten, die der Fachlehrkraft vorbehalten bleiben. Die für die Lerngruppe 'außenstehenden', dem Museum verbundenen Mitarbeiter haben andere wertvolle Möglichkeiten. Für die kunstpädagogische Lehrkraft ist natürlich die Vorbereitung für einen Lernaufenthalt im Museum unumgänglich. Kenntnisse der präsentierten Kunst und eigene Erfahrungen im Umgang mit den Ausstellungsstücken sowie mit methodischen Möglichkeiten, um Zugänge zu finden, sind Voraussetzungen, die sich mit dem festen Willen der Lehrkraft entwickeln. Jedes Mühen lohnt sich, solange man keine Scheu hat, sich selbst den aufgeworfenen Fragen zu stellen oder die Spannung auszuhalten, sobald Antworten vorerst ausbleiben. was ja unserer |
gewöhnlichen Erwartung widerspricht. Das gilt nicht nur in Bezug auf anspruchsvolle Kunstwerke, sondern auch für überraschende Fragen der jungen Lernenden. Im Folgenden sind konkrete Beispiele (rot umrandet) dargelegt, bei denen in der Regel Erschließungswege gesucht worden sind, um zum Wesentlichen der jeweils ausgestellten Kunst vordringen zu können - nach bestem Wissen und Gewissen, d.h. nach meiner individuellen Bedingtheit. Ich hoffe sehr, damit andere Auseinandersetzungen anregen zu können. Hauptsächlich sind die Aufgaben für Sek-II-Kurse angelegt, sie dürften aber auch bei jüngeren Lernenden entsprechend wirksam werden, selbst wenn sie nicht abgewandelt würden, die Reaktionen wären anders, doch auch hier ist die Beschäftigung mit Kunst der Weg! |
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Fähigkeiten, die beim Umgang mit Kunstwerken gefördert werden |
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Selbstreflexion |
Imagination -> Einfallsreichtum oder Rückgriffsmöglichkeiten auf den individuellen (visuellen) Erfahrungsschatz -> Freude an Kombination und Spiel |
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Verbalisierung (Transformation von Empfundenen) - Funktionen der Gehirnhälften + Synchronisierungstraining - Sprachmächtigkeit: Sprachschatz + Ausdrucksfähigkeit / Belesenheit |
Zusammenhänge herstellen mit -> vorhandenen Kenntnissen -> erinnerten Erfahrungen -> anderen Lebensbereichen -> Erfahrungen / Reaktionen anderer Menschen |
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Empathie -> geistiges Rollenspiel / sich in jemanden bzw in etwas hineinversetzen -> Relativierung egozentrischer Einstellung -> Öffnung gegenüber anderen Sichtweisen, Haltungen -> Förderung und Pflege dieses hohen geistigen Vermögens |
Sensibilität Zusammengefasst die Fähigkeit, Reize quantitativ und qualitativ aufzunehmen und entsprechende Positionen zu finden |
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Wahrnehmung -> Neugier, Zuwendung, Interesse, Aufmerksamkeit in Bezug auf Vergleichbares / Unbekanntes / Verfremdetes / Verknüpfungen, Zusammenhänge / Gewähnliches, Besonderes / Form- bzw. Ausdrucksqualitäten |
Wertschätzung der KUNST als einer der kultivierten Wege, die Welt zu erfahren ( neben RELIGION und WISSENSCHAFT, auf die hier nicht eingegangen wird). |
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Gesammelte Ansätze zum Umgang mit Kunstwerken Einige setzen mehr auf Intuition und Imagination, andere zielen von vornherein auf eine reflektierte Erkundung allgemeingültiger Ausdrucksqualitäten. - Konkrete Ausstellungs- oder Werkbezüge sind in der Regel austauschbar. |
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Das Assoziations-ABC, eine formale Struktur, mit Hilfe der inhaltlich ungefiltert Einfälle gesammelt werden Assoziationen sammeln, vermutete Auslöser vor dem Werk erläutern, auf mögliche Sinnbezüge prüfen. Wahrscheinliche Bedeutungsbezüge in der Gruppe erörtern ... Bildliche Assoziationen markieren, erweitern oder brechen ein Kunstwer: Experimentelle Erforschung in Form eines Clusters oder einer Mindmap aus eigenen Zeichnungen, pur oder mit Textbeigaben. Erforsche und vergleiche Gestaltungsweisen ... (Warhol-Pool 98, übernommen von Ulrich Kuttig) Schreibe eine genaue Anleitung zur Herstellung eines Bildes der Künstlerin/des Künstlers ... Nutze auch Katalog-Informationen Ein Bild erzählt (Warhol-Pool 98) 1.Suche ein geeignetes Bild mit narrativem Charakter. 2. Notiere schriftlich, was das Bild dir erzählt! 3. Schreibe diese Geschichte groß und knapp als wohlgestaltetes Textbild (DIN A2) und lege es öffentlich vor das Bildwerk! - Erläuternder Kommentar beim Rundgang der Gruppe. Bildschnipsel identifizieren: Abbildungen des Ausstellungsprospekts zerschneiden, die Schnipsel verlosen, in der Ausstellung die zugehörigen Originale suchen. Dann sich mit dem Werk entsprechend einer ausgewählten anderen Aufgabe genauer auseinandersetzen. Die Ausstellungsordnung erkunden und in einem Grundriss skizzieren. Gemeinsamer Diskurs über das Raumkonzept. Erster Orientierungsgang - welche Form ist durch eine bestimmte Ausstellung geeignet? Zu zweit, als Gesamtgruppe, einzeln zerstreut, im Gänsemarsch z.B.? Erst erproben, dann erörtern! |
Der Assoziationsbaum, ein Stamm (Werkdaten oder Werktitel) verzweigt sich in Hauptäste (gegebenenfalls ein paar Begriffe als Auslöser vorgeben), an den Ästen wachsen weitere Worte, die zu den vorherigen Begriffen während der Werkbetrachtung am besten innerhalb einer Gruppe assoziiert werden. (Vermittelt von Ina Kolb oder Ulrich Kuttig, gemeinsam erprobt mit einem LK 12. Jg. am 15.10.1998 im Kunstmuseum Wolfsburg, von 11:00 bis 16:00. Für die Arbeit in 'Andy Warhol: A Factory' und der Parallelausstellung 'Elizabeth Peyton' hatten wir mehrere Ansätze entwickelt, hier als "Warhol-Pool 98" gekennzeichnet.) Zeichne ein neues Warhol-Bild (Warhol-Pool 98), dessen Motiv aus ein bis zwei deiner persönlichen Gegenstände besteht. Bleistift / Papier A3. Präsentation zur Nachbereitung der Arbeit in der Ausstellung. Schreibe einen Dialog zwischen den Porträts (Warhol-Pool 98) () Andy Warhol - Albrecht Dürer () Mona Lisa des Leonardo da Vinci - Mona Lisa des Andy Warhol Die Dargestellten der gewählten Bildkombination unterhalten sich zum Beispiel ... () über Vor- und Nachteile als Berühmtheit zu leben () in freier Konversation () blödelnd über Ausstellungsbesucher () über das Bild, das sie vom jeweiligen Autor haben () über leidende Menschen im Kosovo () indem sie sich Witze erzählen () über das Bild, das sie jeweils vom anderen Bild haben () über Arbeitslosigkeit () über ihre eigenen Eigenheiten () über die Möglichkeiten, Dürers Selbstbildnis / Leonardos Bildnis der Mona Lisa in diesem Museum als Original zu zeigen () darüber, wie man einen Museumsbesucher anmachen könnte () über das Clonen () über Amselm Kiefer () ... |
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Erkundungsspiel in einem überschaubaren Ausstellungsraum: Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist ... Häufig werden MC-Aufgaben mit Single-Choice-Aufgaben verwechselt. SC gibt eine Frage bzw. Feststellung vor und nur eine Antwort ist die richtige. MC gibt dagegen eine Frage bzw. Feststellung vor und aus beispielsweise 5 Antworten können eine bis drei Antworten richtig sein. Multiple-Choice-Beispiel: |
Zeichne ein Dyptichon (Warhol-Pool 98) im Format A3, das einmal ein Porträt von Warhols Hand und daneben ein Gemälde von E. Peyton darstellt! Erläutere, was in dieser Kombinationsarbeit deutlich wird! Von Bildausschnitten zur Bildergeschichte, für gegenständlich-szenische Bildwerke: einzelne Detailszenen isolieren und als Bildfolge mit eigenem Sinnzusammenhang arrangieren und ausführen. Zwingt zum Vergleich mit dem Gemälde und klärt desssen Charakteristik. (Vermittelt von Hanna Märgner-Beu) Schreibgespräch, Reflexions-Baumstruktur als Gruppenarbeit: In der Mitte steht das Thema (Beispiel: Wie unterscheidet sich Werk A von Werk B? Oder Kunst von Wissenschaft / Religion?) In jeder Gruppe werden reihum Einfälle und Argumente notiert und verknüpft, jeder Satz (Zweig) entspringt inhaltlich passend einem vorgelagertem Ast! 1.) Wichtig: schweigend erarbeiten, individuelle Schriftfarbe 2.) Verbale Erläuterung der Niederschriften gruppenweise. Unterschiede zwischen den Teams hervorheben 3.) Gemeinsame Diskussion: Resümee, weiterführende Zusammenhänge herausarbeiten (Vermittelt von Birger Sechtig 2008) Eine Rallye durch die Ausstellung wird in Partnerarbeit (abschnittsweise) oder in Kleingruppen entworfen, schriftlich fixiert und von anderen Kleingruppen erprobt (Auch geeignet für die Erkundung groß reproduzierter Werke, außer Farbfeldmalerei ;-))
Kunst aufräumen |
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NACHBEMERKUNG ZUR ARBEIT IM MUSEUM Jedes individuelle Kunstwerk erfordert eine eigene Herangehensweise des betrachtenden Individuums. Eine Checkliste zur Bemessung eines künstlerischen Werkes konterkariert im Grunde die individuelle Auseinandersetzung, sie macht nur bezüglich allgemeingültiger Kenntnisdaten Sinn. Das aber öffnet nicht das künstlerische Wesen eines Werkes, das anerkanntermaßen ja mehr ist als die Summe seiner äußerlich sichtbaren Merkmale. Andererseits erscheint mir nicht uninteressant zu sein, einmal bewusst eine "schulmäßige" Bildanalyse vor einem starken Original einer Kunstausstellung durchzuführen. Vermutlich dürfte die eigentliche Erfahrung nicht nur in der Erfüllung des Untersuchungsauftrags liegen, sondern darüber hinaus werden wohl tiefergehende Bezüge und Erinnerungen angereizt. Das Spannende tritt also dort auf, wo die sachliche Beschreibung zwischen den Zeilen weitere Zusammenhänge eröffnet, wo Analysen beginnen, mit nicht-rationalen Grauzonen zu konspirieren! Und dort, wo die Interpretation sich nicht in markanten Ausdrucksqualitäten der passenden kunstgeschichtlichen Schublade erschöpft, sondern aus einer subjektiven kreativen Offenheit heraus Verbindungen knüpft. Im Kunstwerk sind alle Wesensmerkmale ungetrennt eins. Eine analytische Untersuchung versucht sie getrennt zu betrachten. Der Blick aus mehreren Positionen auf das Werk ergibt zwar eine gemeinsame "Wahrnehmungs-Schnittmenge", doch bleibt die analytische Untersuchung in der Regel der rationalen Ebene verhaftet. Die Ergebnisse müssen ja wie in einem naturwissenschaftlichen Schulfach überprüfbar sein ... |
Abschließende Empfehlungen: Im Zusammenhang mit der Arbeit im Museum möchte ich Alexander Piecha zitieren, da seine Ausführungen sehr einleuchtend die Notwendigkeit des kreativen Umgangs mit Kunstwerken untermauert. Interview des SRF "Der Kunstliebhaber Jean-Christophe Ammann", das in der Sendung "Reflexe" am 22.11. 2001 gesendet worden ist. |
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26.11.2015 /
03.03.2024
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